Nuthetal und die Radwege
„Radwege machten um Nuthetal schon immer einen Bogen“ sagt man – wie ist das zu erklären?
Blicken wir zunächst zurück bis zur Gemeindegebietsreform 2003. Radwege zwischen den Ortsteilen stehen in allen Dörfern, die sich mehr oder weniger freiwillig der Großgemeinde anschließen, ganz oben auf den Wunschlisten für die zwischenkommunalen Vereinbarungen. Mehr als 20 Jahre später zeigen sich nun erste Erfolge.

Zwischen dem Bahnhof Potsdam-Rehbrücke und Saarmund wurde bereits in den 1990er Jahren ein Radweg errichtet. Mehr als 12 Jahre bleibt er der einzige Radweg der Gemeinde, daran änderte auch der Bürgermeisterwechsel 2010 nichts. Der Radweg wurde 2020 in großen Abschnitten noch einmal erneuert, mit einer Beleuchtung ausgestattet und in diesem Jahr mit Bäumen bepflanzt.
2015 dann der Durchbruch, der 419m lange Radweg vom Ortsausgang Saarmund bis zum Bahnhof Saarmund wird für 534 TEUR mit Förderung des Landes und des Kreises in Höhe von 400 TEUR neu errichtet.

2019 steht ein weiterer Radwegbau an. Die Rennstrecke Saarmund – Langerwisch soll für Radfahrer sicherer werden, sie dient auch als Schulweg, weil Nuthetal keine weiterführenden Schulen hat. Monatelang müssen allerdings Bürger beider Gemeinden in Fahrraddemos Druck machen, damit sich Landesbetrieb Straßenwesen, die Kommunen Michendorf und Nuthetal und ein Pflanzengroßmarkt an einen Tisch setzen und nach Lösungen für ein Regenwasserproblem suchen.

Wir berichteten darüber im Oktober 2019 auf unserer Seite.
2020 konnte ein Abschnitt dieses Radweges (Langerwisch bis Bergstraße) dann erfolgreich fertiggestellt werden. Die Kosten für den Nuthetaler Bauabschnitt wurden im Haushalt mit 200.000€ beziffert, 150.000€ davon wurden als Einnahme aus EU-Fördergeldern ausgewiesen. Die Anbindung an den Radweg nach Rehbrücke ist 2024 über die Potsdamer Straße geplant. Für den Bauabschnitt, der ursprünglich durch die Gemeinde Nuthetal realisiert werden sollte, sind keine Planungskosten bekannt.

Über Förderungen im Rahmen des Stadt Umland Wettbewerbes schaffte es ein weiterer Lückenschluss zwischen Bahnhof Saarmund über Philippsthal bis zum Güterfelder Kreisel inzwischen in die Realisierung. Zurzeit erfolgen die Baumpflanzungen als Abschluss der Baumaßnahmen.
Auch an den Kreisstraßen soll es nun weitergehen. Eine Verbindung der Radwege an der L77 und der L79 über Nudow soll noch in diesem Wahljahr realisiert werden. Zurzeit erfolgt vorbereitend der Bau einer Abbremsinsel am Ortseingang von Nudow und der Bau einer großen Havarieleitung zwischen den Trinkwassernetzen Ludwigsfelde und Potsdam. Die Kosten für den Radweg nach Nudow werden mit 415.000 € beziffert, 290.500€ davon trägt das Land.


Und wie geht’s nun weiter?
Wenn man aber in den verbliebenen Nuthetaler Ortsteilen hofft, nun ist der Stein ins Rollen gekommen, hat man sich getäuscht. Weder Fahlhorst noch Tremsdorf als Eingangsorte in den Naturpark Nuthe-Nieplitz-Niederung können in absehbarer Zeit auf sichere Radwege hoffen. Nur bei 100% er Förderung würde es weitergehen, erklärt die Verwaltung im Haushalt und in den Ortsbeiratssitzungen 2024. In den Haushalt in den Vorjahren eingestellte Mittel für entsprechende Planungen wurden von der Verwaltung nicht genutzt. Planungen sind in der Regel Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln. Aber allein die Antragstellung, um in den Genuss entsprechender Mittel zu kommen, ist nicht in Sicht. Lediglich eine Fahrbahndecke für den Gröbener Damm, eine kreisübergreifende Verbindung zwischen Tremsdorf und Gröben, wurde für den neuen „Leaderförderzeitraum“ für EU-Mittel von Nuthetal beantragt. Für den erforderlichen Eigenanteil stehen noch zweckgebundene Landesmittel aus der Abstufung des Straßenabschittes L771 zur Verfügung.


Kreisstraße nach Fahlhorst mit Allee Straße Tremsdorf – Gröben
Im Verkehrskonzept, dass die Nuthetaler Gemeindevertretung 2023 beschlossen hat, heißt es ernüchternd:
„3.3 Fuß- und Radverkehr (nicht motorisierter Individualverkehr)
Es besteht keine separate Radwegverbindung zu den Ortsteilen Fahlhorst, Nudow und Tremsdorf. Der
Radverkehr wird zu den Ortsteilen im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt.
Bei geringen Verkehrsmengen ist diese Führungsform mit dem Radverkehr verträglich.“
Was „geringe Verkehrsmengen“ im Sinne des Verkehrskonzeptes auf unübersichtlicher kurvenreicher Strecke sind, bleibt leider offen………
Radwege vom Bahnhof Saarmund in ein Erholungsgebiet im Umfeld von Großstädten, wie Berlin und Potsdam, würden den Individualverkehr erheblich reduzieren. Kinder könnten selbstständig zur Schule fahren, Freizeitangebote, wie das Fußballtraining, in den Nachbarorten nutzen, anstatt auf den Fahrdienst der Eltern angewiesen zu sein. Senioren wären auch ohne PKW oder Fahrdienst mobil.

Für uns ist es wichtig, das Gemeindeparlament zu überzeugen, dass von Radwegen zwischen Saarmund und Tremsdorf oder Bahnhof Saarmund-Fahlhorst-Gröben nicht nur die Einwohner der Dörfer, sondern Erholungssuchende der ganzen Region partizipieren und letztendlich auch unser Klima.
Eine recht pragmatische und quasi sofort umsetzbare Maßnahme wäre die farbliche Kennzeichnung von Radstreifen an den Straßenseiten.
In punkto Sicherheit für alle Radfahrer befürworten wir auch, dass die Radwege an den häufig vorkommenden Straßenseiten-Wechseln durch entsprechende farbliche Markierungen auf der Fahrbahn kenntlich gemacht werden.
