AiV unterstützt „Fridays for Radweg-Future“

AiV/ Oktober 13, 2019/ Themen

Seit dem 28. August treffen sich freitags Familien, Senior_innen, Schüler_innen und Vertreter_innen der lokalen Parlamente der Gemeinden Michendorf und Nuthetal zur Fahrraddemo, um endlich den seit nunmehr Jahrzehnten geplanten Radweg zwischen den Ortsteilen Langerwisch und Saarmund voranzubringen. Mit dem Fahrrad und bei der Organisation von Anfang an dabei die Tremsdorfer Mitglieder der erst 2019 gegründeten Wählergruppe „Aktiv in Vereinen“, die sich die Radwegeverbindungen zwischen den Nuthetaler Ortsteilen und ihren Nachbargemeinden auf die Fahne geschrieben haben.

Klar ist für uns: Sollte der zu 100% nicht kommunal finanzierte Radweg in weite Ferne rücken, geht es auch in den anderen Ortsteilen nicht voran.

Warum aber schleppt sich das Vorhaben schon über so viele Jahre?

Beginnen wir beim vielgerühmten „Aufschwung Ost“. „Endlich“ kann sich jeder sein Traumfahrzeug leisten und nach Belieben in der Welt umherreisen. Auch das tägliche Leben verändert sich. Arbeitsplätze verschwinden aus den Dörfern, Pendler reisen ihnen nach. Güter werden per Achse und nicht mehr per Schiene transportiert. Der ÖPNV wird teurer und immer mehr gemieden. In Folge wird er stark ausgedünnt und ist nun erst recht unattraktiv. Verkehrsströme müssen neu organisiert werden. Zunächst fließen große Summen in den Ausbau der Bundesstraßen. Die A 115 wird sechsspurig, Anschlussstellen werden neu angeordnet. Mit der Verlegung der Anschlussstelle Saarmund von der L77 zur Friedensstraße  und der neu errichteten AS Drewitz versucht insbesondere Potsdam seine Verkehrsprobleme zu lösen. Sowohl das Gewerbegebiet Potsdam an der Straße Am Buchhorst als auch die Entwicklung des Gewerbes im Kirchsteigfeld benötigen entsprechende Infrastruktur. Natürlich wird für die betroffenen Anlieger Abhilfe geschaffen. Schon 1999, noch bevor die Anschlussstelle Friedensstraße 2001 in Betrieb geht, wird der Radweg Rehbrücke-Saarmund gebaut. Im weiteren Umland geht es nicht ganz so schnell. Bis Ende 2003 quält sich der Verkehr aus Richtung Süden und Westen durch die Bergstraße und Potsdamer Straße Richtung Autobahn. Dann erst wird die Ortslage teilweise durch die westliche Umgehungsstraße entlastet. Trotz Bürgereinwendungen wird der Bau eines Radweges entlang der neuen Trasse nicht verfolgt, weil „Ortsumgehungen vorrangig für den Kfz-Verkehr zur Entlastung von Ortsdurchfahrten gebaut werden“ (Antwort der Landesregierung 16.11.2007). Dennoch sieht das Land Brandenburg schon seit 2006 auch einen Bedarf für den Radweg Saarmund-Langerwisch. „Dieser Radweg ist in das Bauprogramm des Landesbetriebes Straßenwesen (LS) für 2010 eingeordnet.“ „Der Bau von Radwegen erfordert grundsätzlich die Schaffung von Baurecht. Dazu gibt es vorgeschriebene Verfahren mit den entsprechenden Zeitabläufen. Die zeitliche Einordnung erfolgt auf der Grundlage des Planungsablaufs, der erwarteten Dauer des Baurechtsverfahrens und der Verfügbarkeit der erforderlichen Mittel im Landesbetrieb für Straßenwesen. Dies ist zur Zeit optimal aufeinander abgestimmt.“ (Antwort kleine Anfrage von A.Tack Die Linke Nov.2007). 

Bis  2015 hofft man vergebens auf die Einhaltung dieser Zusage. Nach der Sommerpause kommt der Radweg plötzlich wieder in die kommunalen Gremien. Die Stadt Potsdam beteiligt ihr Umland in einem Wettbewerb. Mehrere Gemeinden, unter ihnen Michendorf und Nuthetal, reichen Projekte ein, für die es Fördermittel gibt.  Es sind die Radwege Saarmund- Langerwisch und Saarmund- Philippsthal- L79. Von nun an geht es Schlag auf Schlag vorwärts. Schon im März 2017 wird zwischen beiden Gemeinden eine Kooperationsvereinbarung beschlossen, die Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln ist. Bereits im März 2018 wird berichtet, dass der LS die Baumaßnahme bis zum Ende des Monats ausschreibt, Baubeginn soll im Herbst 2018 sein. Erstmals wird in Gremien und Presse von Problemen durch die Regenentwässerung eines Gewerbebetriebes berichtet. Am 22. März 2018 stellt der LS seine Radwegplanung im Ortsentwicklungsausschuss Nuthetal vor. Er hat zwei Papierpläne dabei, von denen einer die Ausbildung der Einmündung zum Pflanzengroßmarkt/ Rosengut darstellt. Der Radweg wird auf der Süd(Berg)seite errichtet. Der Grunderwerb ist zu einem Drittel gesichert. Er kündigt an, dass die Planung erst fortgeführt wird, wenn die Regenwasserproblematik des Blumengroßmarktes Landgard gelöst ist.

Im  März 2019 ist von der Verwaltung Nuthetal zu erfahren, dass für den Abschnitt Bergstraße-Potsdamer Straße inzwischen die Vermessung erfolgt ist, außerdem wurde mit der Unteren Naturschutzbehörde gesprochen. Im Oktober wird berichtet, dass die Trassenführung inzwischen diskutiert wurde und zurzeit die technische Planung für den Grunderwerb erstellt wird.

Was aber ist mit der behindernden Regenwasserableitung des Großmarktes?

Am ehemaligen Autobahndreieck Drewitz wird 1995 in einem Waldgebiet in strategisch günstiger Lage durch das Land Brandenburg ein zentraler Pflanzengroßmarkt für die Region Berlin-Brandenburg genehmigt. Die heutigen Gebäude mit einer Dachfläche von 19.500m² und einer versiegelten Fläche von insgesamt 31.000m² werden in Richtung Landesstraße entwässert. Bei durchschnittlichen Jahresniederschlägen gelangen so 12.300m³ Regenwasser in den kleinen tiefliegenden lehmigen Bereich von etwa 4000m² unmittelbar an der Landesstraße. Schon nach einigen Jahren sterben die ersten Bäume ab. 2007 versucht der Ortsbeirat in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Michendorf Abhilfe zu schaffen. Die Gesprächsbereitschaft des Unternehmens, das seine Anwälte entsendet, ist sehr begrenzt. 

Obwohl das stauende Regenwasser auch der Landesstraße schadet, setzt der Landesbetrieb Straßenwesen ausschließlich auf die Gemeinde Michendorf bei der Problemlösung und friert seine Planungsaktivitäten für den Radweg ein.

Durch die vom Ortsverband Bü90/ Die Grünen organisierten öffentlichkeitswirksamen wöchentlichen Fahrraddemos seit Ende August werden endlich Lösungsansätze diskutiert. Der Konzern Landgard Cash & Carry Berlin beabsichtigt inzwischen, ein Regenrückhaltebecken mit Überlauf in Richtung Mittelgraben zu bauen. Die Gemeinde Michendorf schließt mit Landgard eine Vereinbarung und übernimmt die Verantwortlichkeit für die Freihaltung des Vorfluters Mittelgraben, damit ist die Flächeneigentümerin entlastet. Der Landesbetrieb schreibt jetzt die Baumfällungen aus, so dass diese in der Winterperiode durchgeführt werden können. Vermessungsarbeiten für die Ableitung des Regenwassers wurden inzwischen durchgeführt.

Sollten die notwendigen Vereinbarungen bis zum 31. Oktober nicht abgeschlossen und die notwendigen Zusicherungen nicht gegeben worden sein, wird in Absprache mit dem LS in der 45.KW ein zweiter Runder Tisch einberufen.

Um den nötigen Druck aufrecht zu erhalten, wird es am 18. Oktober erneut eine Fahrraddemo geben. Wir werden dabei sein!

A. Schneider

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